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In Varzi

Die Frage aller Fragen am Morgen: Wie fahren wir die Harleys am besten aus dieser nassen und abschüssigen Wiese raus? Eben, einfach durchs Gras rausfahren ...

Regen, Regen am Sonntag Morgen. Meine Motivation hält sich in Grenzen. Fritz dagegen plante sogar eine 300 km Tour mit Abstecher nach Acqui Terme, es blieb beim Plan. Nach einem klösterlich kargen Frühstück beluden wir die Maschinen. Startklar, also raus zur Wiese. Ich fuhr los und kam sehr gut durch. Schaute zurück, und da war Fritz auch schon da. Etwas Motocross am frühen Morgen macht extrem wach!

Bei leichtem Regen fuhren wir los in Richtung Orta san Guglio. Zwischendurch fand Fritz, dass hier wohl der Blick auf den See wäre, wenn da nicht Nebel die Sicht verdecken würde. Dort angekommen veränderte sich das Wetter und der leichte Regen wich einem starken! Durch Nebenstrassen fuhren wir in Richtung Asti. Reisfelder links und rechts der Strasse, schlechte Sicht, aber sehr wenig Verkehr. Nach 100 km Kaffee in einem kleinen Ort. Viele Familien genossen den regnerischen Sonntag - gerade in dieser Beiz. Da gab es wohl nur diese eine Beiz … die staunten, was Motorradfahrer so alles anhaben. Wir zogen uns das nasse Zeug aus, und nach immer mehr Jacken etc. kamen wir zu den trockenen Schichten. Nach Kaffee, Mineralwasser und Sandwich gings weiter im Regen.

Wow, der Regen hatte nachgelassen, und der aufkommende Wind durchmischte die wapende Nebel-Suppe etwas. Gut für Fritz dachte ich, er hatte am Morgen einen argen Rutscher mit dem Hinterrad beim Beschleunigen aus einer Kurve. Also Weiterfahrt, das Wetter wurde tatsächlich besser und durch die Chromeinfassung meiner Instrumente ahnte ich die Sonne zu sehen. Wunschgedanken meinte Fritz, aber wir fanden ab und zu trockene Streifen auf der Strasse, ein paar Zentimeter breit und vielleicht 5 m lang. Aber genau so ein Übergang wurde mir fast zum Verhängnis. In einer Kurve war eben der kurze trockene Streifen auf dem ich fuhr (clever Boy) fertig, es wurde nass und mein Hinterrad rutsche ansatzlos weg. Ich habe mirakulös reagiert (nämlich vor Schreck gar nicht) und das Motorrad wieder ausbalanciert und bin weitergefahren, puuuh. Der kurze Schreckmoment machte mich vollends wach.

Wir kamen in die liebliche, leicht hügelige Gegend rund um Asti. Die Strasse war endlich abgetrocknet und erlaubte uns, auch die Gegend zu geniessen. Fritz hatte sich mittlerweile daran gewöhnt, dass meine Schimpfwörter, die ich ihm ins Ohr 'flüsterte', nicht ihm galten, sondern irgendwelchen anderen Verkehrsverhinderern. Richtig schöne Gegend rund um Asti. Wir zweigten dann links ab in Richtung Alexandria, umfuhren diese Stadt, um dann weiter nach Tartona und zum Ziel in Varzi zu fahren. Vor Varzi füllten wir noch unsere Tanks und ich wechselte noch die nassen Handschuhe aus. Dann hoch durchs Tal nach Varzi. Der Tag endete, wie er angefangen hat: es schiffte in Strömen. Endlich in Varzi, Zentrum gesichtet, ein trockenes Plätzchen gefunden, Hoteladresse eingeben etc. Das Navi war aber der Meinung, dass es so ein Hotel in Varzi nicht gibt. Fritz suchte nochmal auf Google-Maps und ich nochmal auf dem Navi mit erweitertem Radius, beide wurden wir fündig. 16 km entfernt in den nebligen und regnerischen Höhen oben, also los. Die schöne Strasse wurde immer schmaler (und weniger schön), teilweise war eine Spur nur noch Kies … aber nach der Wegfahrt von heute Morgen waren das Peanuts. Dann war kein Haus mehr zu sehen, und das Navi meldete Ankunft liegt vor ihnen auf der linken Seite. Dort war ein Parkplatz, wenn man sehr flüchtig schaute, grober, nasser Kies, abschüssiger steiniger Platz. Kostete uns ein Lächeln, dort die Harleys zu parken. Aber unsere Sorge war, gibt es in diesem kleinen Hexenhäuschen, das wir mittlerweile gefunden hatten, auch was zu essen für uns? Bingo: Mutter und Sohn erwarteten uns. Unsere erste Frage, ob es was zu essen gäbe … ja, um 19 Uhr gibt's Polenta mit Wurst und Tomatensauce, perfekt! Die Zimmer super. Ab diesem Moment sassen Fritz und ich am Kamin, genossen die Wärme, ein Bier und ein super Apéro. Da waren wir schon fast satt. Dann kam aber der Hauptgang, die Polenta! Wir liessen den Abend locker und lustig ausklingen um dann schlafen zu gehen.

Berichtigung: Das Hexenhäuschen war eigentlich ein Katzenhäuschen. Die Leute haben etwa 25 Katzen (draussen), das jüngste Kätzchen kam gerade frisch auf die Welt und war daumengross, die grösseren Kätzchen haben das Kleine gewärmt. Fazit: Dieses Haus ist unbedingt zu empfehlen: Qua da noi, localita Crocetta 8, 25057 Varzi, GPS Koordinaten: N 044*49.390.E09*14.913.

 

Kaffeehalt in Bobbio und Handycheck

Navigation unter erschwerten Bedingungen. Irgendwo bei Vercelli.

Katzenhäuschen in Varzi