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Keine Sterne, kein Meer, Regen

Ab Heute geht es fast nur noch nordwärts, bis es dann bei Venedig nach Osten abzweigt. Das ist für mich ein weiterer Markstein auf meiner Tour. In den nächsten Tagen bin ich schon wieder auf der Höhe von Rom. Als ich bei der Fahrt in den Süden Rom erreichte, war das für mich ein spezielles Erlebnis. Rom, schon soooo weit im Süden von Italien. Jetzt ist es ein Ort auf der Karte, der etwas näher bei der Heimat liegt. 

Heute hatten wir doch einige navigatorische Probleme zu lösen. Mit WIR meine ich das Navi und ich! Heute hätte das Navi MEINE Unterstützung benötigt aber... alles der Reihe nach:
Ein strahlend blauer Morgen begrüsste mich heute in Otranto. Die Sonne strahlte mit mir um die Wette. Ich freute mich auf die Weiterfahrt. Gepackt hatte ich schon, also die Harley beladen und ab zum Frühstück. Wieder ein ausgezeichnetes Sortiment von Früchten, Brot, Fleisch und einfach allem, was so dazugehört im wirklich guten BnB La Casa del Gelso Bianco.
Ein sehr nettes deutsches Radler-Paar war auch in der Pension und sie machten mich auf das schlechte Wetter weiter oben im Norden aufmerksam. Ein Tiefdruckwirbel, der reinziehen würde. Das wusste ich bereits, weil Bidu mir das Wetter auf der Webseite jeden Tag aktualisiert, wenn er weiss, wo ich gelandet bin. An dieser Stelle: Danke vieu mou Bidu, dass du mich so intensiv begleitest! Gibt mir Sicherheit!! 
Um 09.00 Uhr (zufällig) fuhr ich los. Ich wollte nordwestlich in Richtung Lecce, Brindisi, Bari weiterfahren. Wir fuhren auch, aber mir kam das komisch vor mit der Richtung, die das Navi vorgab. Kennt halt ein paar gute „Schwenker“, dachte ich. Sehr schnell wurden die Wolken dichter und schwärzer. Wir fuhren irgendwo auf einer kleinen Strasse über die Walachei. Mein Misstrauen wurde immer grösser und als ich in einem kleinen Dorf in einen Hinterhof rein fahren sollte (gemäss Navi), stoppte ich mal und konsultierte das Ziel, das ich im Navi eingegeben hatte. Ziel stimmte! Distanz 210 km stimmte auch, was ist da los mit meinem Navi? Ich konnte auch nicht helfen, nein ich war hilflos desorientiert. Warum? Jetzt war ich tagelang dem Meer entlang gefahren. Rechts das Meer, links Gegend und die Strasse. Einfacher geht es nicht. Jetzt war es total bewölkt, wir waren im Landesinnern, ich sah kein Meer, ich war irgendwie hilflos. Und das Navi, das mich auf dieser Tour zu einer 99%igen Zufriedenheit fast immer ans Ziel brachte (fast immer, ausser in Salerno) wusste auch nicht weiter. Es rechnete wie verrückt und fand kein Ziel! Warum? Bewölkt, es sieht die Sterne nicht. Da hatte ich die Lösung... (das mit den Satelliten weiss ich...). Tja, da half nur ein Lächeln und die gute alte Landkarte weiter. Irgend ein Junge konnte mir dann sagen, wo wir sind. Das Navi rechnete immer noch. Ich fuhr mal in Richtung Lecce weiter (gibt auch noch Wegweiser). Kurz vor Lecce meldete sich die Stimme wieder in meinem Ohr. Es hat sich gefangen, Gott sei Dank. Nix von gefangen, das Ding wollte einfach in eine andere Richtung und jetzt waren die total Kilometer auf 320 angestiegen. Anhalten, Navi abstellen (total). Auf der Karte ein anderes Ziel bestimmen. Navi neu starten, neues Ziel eingeben, rechnen lassen, Resultat prüfen, losfahren. Alles paletti, ich bin jetzt jedenfalls angekommen. Barletta heisst der Ort, und den muss man nicht unbedingt gesehen haben. 
Ab Mittag regnete es dann wirklich. Das erste mal auf dieser Tour, dass es während der Fahrt regnete.
Nur so zur Berichtigung: Barletta wurde unter Friedrich, dem II ausgebaut und erlebte dann seine Blütezeit. War ein Sammelplatz für die Kreuzritter. 
Hotel suchen war angesagt. An der Strandpromenade steuerte ich das erste an: Nein, wir sind total ausgebucht... grosses Hotel, leerer Parkplatz, alle Strandbeizen noch zu. Denkste, von wegen ausgebucht, die wollten keinen schmutzigen Biker. Das Hotel gleich daneben nahm mich dann gnädigst auf. Sonst gibts heute nichts zu erzählen. Eine Etappe gefahren und wieder 270 km weiter nordwärts vorangekommen. Fotos von heute gibt es leider keine. 
Korrektur: in der ersten Statistik habe ich die Höchstgeschwindigkeit mit 161 km/h angegeben. Das stimmt nicht, falsch ausgelesen (Legastheniker) es waren 116 km/h.
Die neuen Zahlen lauten:
  • 3‘187 km total zurückgelegte Strecke
  • Fahrzeit total: 3 Tage (denke 72 Std)
  • 47 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit
  • 126 km/h Höchstgeschwindigkeit.
Ich freue mich über jeden Feedback. 

Nach em Rägä schint s Sunnä

Sehr schöner Sonnenaufgang in Barmetta am Tag danach